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Meine fünf Cent

Ich habe lange nicht mehr geschrieben. Nein, eigentlich habe ich sehr viel geschrieben, aber es durchgelesen und dann wieder gelöscht oder als „Entwurf“ gespeichert. Ich weiß nicht, wie es mit diesem Text sein wird, ob ich die Eier in der Hose habe das im Internet zu veröffentlichen. 

Es geht um ein Thema, das mir den Hals abschnürt, das mich tief in meinem Innersten berührt, bei dem ich immer und immer wieder traurig werde, weil ich die Gesellschaft, die Personen, die um mich sind, oft nicht begreife.

Es geht um Menschen, die ihre Heimat verlassen und Schutz bei uns suchen. Menschen, die wir als Flüchtlinge aufnehmen oder aufnehmen werden. Und ich erlebe immer und immer wieder, dass im Zusammenhang mit diesen Menschen der Begriff „Geld“, der Begriff „Schmarotzer“, der Begriff „Wirtschaftsflüchtlinge“ fällt. Das Wort „Mensch“ kommt sehr, sehr selten vor. Es sind Flüchtlinge. Manchmal wird dieses Wort so ähnlich wie „Insekten“ ausgesprochen. Das macht mich traurig.

Zahlen werden in den Raum geworfen, wie viel kostet „den Steuerzahler“ ein Flüchtling pro Jahr. Beispiele werden genannt, wo die deutsche Bevölkerung eine Einschränkung hinnehmen muss, weil ein Flüchtlingsheim eingerichtet wird. Wenn ich entgegne, dass diese Menschen Hilfe brauchen, werde ich zum Schweigen gebracht, indem man mich fragt, wie viele denn bei mir wohnen.

In den sozialen Medien tritt ein offener Fremdenhass zutage, der mir solch große Angst macht, dass ich schweige. Ja, ich habe Angst. Gebäude werden angezündet, besorgte Bürger geben ihrer Sorge vehement Ausdruck und erdrücken mich mit ihrer Masse. Ich sage nichts, weil ich Angst habe.

Wie beschissen ist das bitte? Wie verkehrt ist diese Welt, dass ich mich- und jetzt bediene ich mich der gleichen Ausdrucksweise wie einige der Menschen, vor denen mir graut- in meinem eigenen Land vor anderen fürchten muss? 

Mein Blog wird nicht von vielen Menschen gelesen. Und in diesem kleinen, meinem Raum werde ich nun meine fünf Cent dazu geben.

Es geht nicht darum, wie viel ein Flüchtling kostet. Es geht nicht darum, dass Flüchtlinge Smartphones haben und warum. Es geht auch nicht darum, dass Wirtschaftsflüchtlinge ja nicht vor nem Krieg flüchten und deshalb keine echten Flüchtlinge sind. Es geht darum, dass Menschen, die existenziell bedroht sind, ob durch Krieg oder durch Hunger und Armut, zu uns kommen und Hilfe brauchen. ES GEHT UM MENSCHEN. Wieso diskutiert man über Kosten, wenn es um etwas so Wertvolles wie Leben geht? 

Unsere Geschichte sollte uns eigentlich demütig machen. Aber ich habe das Gefühl, wir sind raffgierig und luxusverwöhnt geworden, wollen vergessen, dass das, was wir zum Leben haben, viel mehr ist, als wir brauchen. 

Keiner von uns ist gezwungen irgendetwas zu tun. Man muss weder spenden noch helfen noch abgeben. Aber die Fremden willkommen zu heißen, das kostet nichts. Ihnen statt Hass Freundlichkeit zukommen zu lassen und statt Brandsätze zu legen nette Worte zu finden- das muss möglich sein. Und das zu äußern ohne angegriffen zu werden soll ebenfalls selbstverständlich sein.

Meine fünf Cent. 

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